Das Staubecken Obermaubach
Gründe für den Bau
Als im Jahre 1900 mit dem Bau der Urfttalsperre begonnen wurde, konnte noch niemand wissen, dass damit auch eine Entscheidung zum Bau des Staubeckens Obermaubach vorgezeichnet war. Das Staubecken und die Urfttalsperre sind nämlich eng miteinander verwoben.
Die Rurthalsperrengesellschaft, die zum Bau der Staumauer an der Urft gegründet wurde, hatte sich zur Finanzierung des Projektes entschlossen, bei Heimbach ein Kraftwerk - das „Jugendstilkraftwerk“ - zu errichten, mit dem Strom aus Wasserkraft gewonnen werden sollte. Durch einen Stollen durch den Kermeter und eine anschließende Druckleitung wurde Wasser aus dem Urftsee mit starkem Gefälle auf die Turbinen gelenkt. Strom als junge Energieform war in dieser Zeit ein Wachstumsmarkt, und so konnte das Kraftwerk im Dauerbetrieb arbeiten.
In den 20er Jahren kam es jedoch zu einer für die Wasserkraft dramatischen Veränderung: Die Braunkohle wurde in der Region zum führenden Energieträger, der in der Lage war, den ständig wachsenden Bedarf effektiv zu decken. Der Bergbautreibende „Braunkohleindustrie Zukunft AG“ übernahm von der Rurthalsperrengesellschaft den Betrieb des Jugendstilkraftwerkes. Die Wasserkraft selbst wurde zur Nebenquelle, das Kraftwerk in Heimbach wurde nur noch zeitweise zur Deckung von Tagesspitzenbedarfszeiten zugeschaltet. Dadurch kam es im Tagesverlauf zu starken Schwankungen des Wasserstandes im Ablauf der Rur. Diese Schwankungen – „Urftwelle“ genannt – galt es auszugleichen. Die Notwendigkeit wurde noch dadurch verstärkt, dass auch die geplante Rurtalsperre mit einem Stromkraftwerk im Spitzenbetrieb ausgestattet werden sollte.
Der Ausgleich sollte im Tages- und Wochenbetrieb über Staubecken in Heimbach bzw. in Obermaubach erfolgen.
Der Bau des Beckens
Im Jahre 1932 wurde der Wasserverband Stausee Obermaubach gegründet, dem der Bau und der Betrieb des neu zu entstehenden Stausees obliegen sollte. Der Wasserverband Stausee Obermaubach hatte übrigens Bestand bis zum Jahre 1969, als er in den Talsperrenverband Eifel-Rur (TVER) eingegliedert wurde, der seinerseits 1993 wiederum Bestandteil des heutigen Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) wurde.
In den Jahren 1933 und 1934 erfolgte der Bau des Staubeckens in Obermaubach, nachdem zuvor ein geeignetes Gelände gesucht worden war. Die Talsperrenplaner suchen dabei ein Terrain, bei dem mit einer geringen Damm- oder Mauerhöhe ein möglichst optimales Stauvolumen erzielt werden kann. Darüber hinaus sind natürlich auch noch die Untergrundverhältnisse, die Grundstückskosten und sonstige Rahmenbedingungen wichtig. So stellte sich natürlich auch damals die Frage nach schon vorhandener Besiedlung. Auch war eine mögliche Gewinnung von Baustoffen in Ortsnähe wichtig, um lange Transportwege – damals ein noch viel größeres Problem als heute – einzusparen. Den Entwurf für das Staubecken hatte Oberbaudirektor Otto Schatz geliefert, dem auch die Oberaufsicht über die Bauleitung oblag. Die Stauanlage Obermaubach wurde als Erddamm ausgeführt, der die Talaue der Rur abriegelt. An der Stelle, an der sich das Bett der Rur befand, wurde eine Wehranlage zur Steuerung des Abflusses zwischengeschaltet. Das regulierbare Wehr stellt unter anderem sicher, dass die Dammkrone selbst niemals überströmt wird. Das würde die Standsicherheit des Damms durch Aufweichung bedrohen.
Die Konstruktion des Beckens und seiner Betriebseinrichtungen
Der Staudamm ist auf Fels gegründet. Er besitzt keine Herdmauer, sondern eine Stahlspundwand, die in den Untergrund getrieben wurde. Darüber erhebt sich ein Stützkörper aus mit Erde gebundenem Flusskies und Felsausbruch. Im Inneren befindet sich eine Lehmkerndichtung, die von der Spundwand ausgehend schräg zur Luftseite hin verläuft. Der dazu benötigte Auelehm konnte örtlich gewonnen werden.
Die Wehranlage im Damm verfügt über drei Grundablässe und zwei je 18 Meter lange und vier Meter hohe Fischbauchklappen. Diese können jeweils durch eine Zahnstange bewegt werden. Die Zahnstangen sind gelenkig am oberen, seitlichen Ende der Fischbauchklappen angeschlagen. Sie werden in den beiden Windwerkhäusern links und rechts der Wehranlage durch Zahnräder angetrieben. Dazu dienen relativ kleine Elektromotoren. Eine zusätzliche Steuerung erfolgt durch eine ausgeklügelte Automatik, die die Klappen in Abhängigkeit zum Wasserstand hebt oder senkt. Auch ein manueller Betrieb der Zahnräder ist möglich. Die Wehranlage mündet in ein so genanntes Tosbecken, in dem das herabfallende Wasser seine Kraft bricht, um eine Ausspülung von Untergrund oder Uferböschung zu vermeiden.
Der Damm hat am Fuß eine größte Breite von 36,35 Metern. Diese verjüngt sich zu einer Kronenbreite von fünf Metern. Die größte Höhe des Dammes über der Gründungssohle am Untergrund beträgt 6,70 Meter. Die Länge des Staudamm inklusive Wehranlage beträgt 239 Meter. Der Dammkörper selbst hat eine Kubatur von 27.000 Kubikmetern. Dazu kommen noch 4.000 Kubikmeter der Wehranlage. Die Krone des Dammes befindet sich auf einer Höhe von 166,5 Metern über Normalnull. Das Staubecken fasst 1,65 Millionen Kubikmeter.
Kriegseinwirkungen führten 1944 zu einer Beschädigung des Bauwerkes, die in den Jahren 1945/46 wieder behoben wurden.
Im Jahre 1969 wurde an den Staudamm ein Wasserkraftwerk hinzugefügt. Dabei hebt ein Hebewehr das Wasser auf eine Fallhöhe von sieben Metern. Es strömt dann am Fuße des Dammes durch eine Rohrturbine, die einen Generator antreibt. Der maximale Durchfluss liegt bei 11.000 Litern pro Sekunde. Bei einer Leistung von 650 kW können im Jahr bis zu 3,3 Millionen Kilowattstunden Elektrizität erzeugt werden. Seit dem Bau des Wasserkraftwerkes erfolgt die Wasserabgabe aus den Staubecken in der Regel durch das Kraftwerk, um möglichst viel Wasser zur Energiegewinnung zu nutzen.
Das Staubecken als Anziehungspunkt
Das Staubecken Obermaubach ist heute ein beliebtes und viel genutztes Ausflugsziel, das mit dem Auto und der Rurtalbahn gut erreicht werden kann. Eine schöne Natur und ein reichhaltiges Angebot örtlicher Gastronomie sorgen für angenehme Stunden am See. In einem bestimmten Rahmen ist auch eine wassersportliche Nutzung des Sees möglich. So kann er etwa mit kleinen Booten befahren werden. Eine Nutzung von Motor getriebenen Booten ist allerdings ausgeschlossen. Das Gewässer kann auch fischereilich genutzt werden. Es ist ein idealer Lebensraum für Forellen, Äschen und Zander. Pro Jahr werden ca. 1.100 Kilo an Jungfischen eingesetzt. Dadurch wird auch der Tatbestand ausgeglichen, dass der Staudamm die Durchlässigkeit der Rur für die Wanderung von Wasserlebewesen zwangsläufig unterbricht.
Unterhalb des Staudamms befindet sich übrigens eine Entnahmestelle, mit der die Stadtwerke Düren Wasser aus der fließenden Rurwelle abzweigen, um nach einer Aufbereitung ihre Kunden in der Region mit gutem Trinkwasser zu versorgen.
Die Dienste der Anlage als Kleinod der Natur, als Ausflugs- und Erholungsziel und als ein Bestandteil der Garantie eines ständigen Zustroms für die Trinkwasserversorgung nehmen den Wasserverband Eifel-Rur als heutigen Betreiber der Anlage besonders in die Pflicht der regelmäßigen Überwachung, Kontrolle und Unterhaltung der Anlage. Dazu sind Talsperrenwärter des Verbandes im Einsatz. Aber auch alle Besucher der Anlage sind gebeten, durch sachgerechtes Verhalten an der Stauanlage zu ihrem Schutz beizutragen. So ist gewährleistet, dass das Staubecken nicht nur seine wasserwirtschaftliche Funktion erfüllen kann, sondern auch seine Rolle als touristischer Anziehungspunkt behält.
Der Wasserverband Eifel-Rur
Der WVER, heute Betreiber des Staubeckens Obermaubach, hat seinen Hauptsitz in Düren. Er wurde 1993 gegründet und fasste die verschiedensten kleineren Vorgängerverbände im deutschen Einzugsgebiet der Rur und ihrer Nebenflüsse aus den Bereichen Talsperren, Abwasserreinigung und Fließgewässerunterhalt zusammen .Er betreibt 49 Kläranlagen, in denen jährlich ca. 150 Millionen m³ Abwasser gereinigt werden. Außerdem verfügt er über sechs Talsperren mit einem Gesamtstauvolumen von ca. 300 Millionen m³ in der Nordeifel, von denen ca. 70 Millionen m³ als Hochwasserschutzräume zur Verfügung stehen. Aus den WVER-Stauanlagen und der Rur werden jährlich ca. 32,5 Millionen m³ für die Trinkwasserversorgung entnommen. Weiterhin unterhält der Verband 1.600 Km oberirdischer Fließgewässer. Im Verbandsgebiet des WVER, das eine Fläche von 2.087 Quadratkilometern umfasst, leben 1,1 Millionen Menschen. Informationen zur Arbeit des WVER gibt es unter Telefonnummer 02421 4940 oder im Internet unter der Adresse www.wver.de.